Auf meiner Reise nach Neuseeland plante meine Organisation einen halben Tag in Hongkong ein. Obwohl der Flug uns alle sehr müde gemacht hatte, war es eine interessante Erfahrung eine Stadt zu sehen, die sich in so vielen Dingen von den deutschen Großstädten unterscheidet. Da wir nur etwa 4 Stunden außerhalb des Flughafens bleiben konnten, blieb nicht viel Zeit und wir konnten nur die Insel neben dem Flughafen anschauen. So werde ich weniger meine eigenen Erfahrungen schildern können und mehr von dem berichten, was uns bei der Bustour durch die Berge erzählt wurde. Das ist sicher nicht das spannendste und wer mehr über meine eigenen Erfahrungen wissen will, der sollte besser einen anderen Eintrag lesen. Doch ich glaube die Eindrücke, die ich in Hongkong bekam sind es wert einen eigenen Eintrag zu bekommen.
Wucherpreise
Zu aller erst will ich einen kurzen Überblick darüber geben, was Hongkong für eine Stadt ist und wo sie liegt.
Das besondere an Hongkong ist, dass es bis vor kurzem noch zum Commonwealth, also zu Großbritannien gehörte. Erst 1997 gaben die Briten Hongkong an China zurück. Und noch heute ist Hongkong eine Sonderverwaltungszone, mit sogar einer eigenen Währung.
Hongkong hat über 7 Millionen Einwohner und liegt auf vielen Inseln vor einer riesigen Metropolregion mehrerer chinesischer Großstädte.
Nach der Landung am Flughafen fällt einem mit als erstes die bergige Landschaft auf. Denn trotz der hohen Einwohnerzahl sind nur etwa 25% des Landes von Hongkong bebaut. Der Rest ist meist zu steil und deshalb mit tropischem Wald bedeckt. Die Landknappheit führt dazu, dass ein durchschnittliches Wohnhaus in Hongkong etwa 50 Stockwerke mit 10 Parteien pro Etage hat, die um die 50-70 Quadratmeter groß sind.
Die Wohnungen bestehen aus einem Wohnraum, einem Bad und einer Küche. Bei alten Gebäuden gab es manchmal Bad und Küche nur Etagenweise. Der Hauptraum wird von den Bewohnern selbst eingeteilt, so wie er benötigt wird.
Obwohl diese Apartments nicht gerade luxuriös sind, kosten sie umgerechnet oft bis zu 300.000 Euro. Deswegen sollte man schon mit dem sparen anfangen, wenn man ein Kind erwartet, damit dieses später seine Eigene Wohnung besitzen kann. Denn die Löhne in Hongkong sind nicht besonders hoch.
Wer nicht im Hochhaus wohnen will, sondern in ein für deutsche Verhältnisse kleines Reihenhaus ziehen möchte, der sollte schnell mehrere Millionen Euro einplanen. Der letzte Preisrekord eines neugebauten Reihenhauses lag bei 30 Millionen Euro.
Kinderwunsch
Trotzdem gibt es seit einigen Jahren keine Slums mehr in Hongkong. Seit nach dem zweiten Weltkrieg werden viele Sozialwohnungen gebaut, die zuerst mit 20 Quadratmetern pro Haushalt begannen, heute aber deutlich größer sind.
Diese werden auch dringend benötigt, denn die Bevölkerung Hongkongs wächst. Dabei liegt die Geburtenrate auch ohne ein-Kind-Politik sehr sehr niedrig. Es ist ganz einfach zu teuer ein Kind zu bekommen und so hat Hongkong die zweitniedrigste Geburtenrate der Welt. Die meisten neuen Einwohner kommen aus China. Viele schwangere Frauen gehen nach Hongkong, um ihr Kind dort zu gebären, damit es den Hongkonger Pass hat.
Nach dem chinesischen Kalender hat jedes Jahr ein Tier als Maskottchen. Das Jahr des Drachen gilt als besonders gut, um ein Kind zu bekommen. Als 2012 das letzte Jahr des Drachen war, kamen so viele schwangere Frauen nach Hongkong, dass die Krankenhäuser Betten auf die Flure stellen mussten.
Diese Einwanderung aus dem Rest Chinas wird von der chinesischen Regierung unterstützt, denn sie möchte mehr Einfluss auf Hongkong nehmen, dass über vieles selbst entscheiden kann. Anders als im Rest Chinas ist in Hongkong zum Beispiel Facebook erlaubt.
Extreme
Alles in allem ist Hongkong eine Stadt der extreme. Ein gutes Beispiel dafür ist der Hongkong International Airport, über den auch ich geflogen bin. Bevor dieser auf einer künstlichen Insel gebaut wurde, war der Airport mitten in der Stadt und einer der gefährlichsten Airports der Welt, weil die anfliegenden Flugzeuge wenige Meter über den Hochhäusern hinweg fliegen mussten. Seitdem der neue Flughafen in Betrieb ist, hat Hongkong mehrere male den Preis für den besten Flughafen der Welt bekommen.
Diese extremen Zahlen findet man überall in Hongkong. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts zum Beispiel hatte Hongkong unter 10.000 Einwohner. Heute sind es 7.5 Millionen und 6429 Einwohner pro km².
Obwohl Hongkong eine der Städte mit den höchsten Lebensstandards der Welt ist, leben 20% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Wer sich keine eigene Wohnung leisten kann, muss in sogenannte Cage-Homes ziehen. Das sind Apartments von der große eines Bettes, die übereinander gestapelt werden können.
Atemmasken
Ein großer Nachteil mit derartig vielen Menschen auf engem Raum zu leben ist die Ausbreitung von Krankheiten. Da man in der chinesischen Kultur sehr darauf bedacht ist, andere Menschen nicht anzustecken, tragen viele Menschen Atemmasken vor ihrem Mund. Das sieht man tatsächlich sehr oft in allen öffentlichen Gebieten.
Als vor ein paar Jahren eine besonders starke Krankheitswelle Hongkong traf, wurden Atemmasken kurzzeitig als Pflicht verordnet, wenn man sich in öffentlichen Räumen und Gebäuden aufhielt. Unser Tourguide zeigte uns ein Hochzeitsfoto aus diesem Zeitraum, auf dem alle Gäste, sogar das Hochzeitspaar Atemmasken trugen.
So könnte ich noch eine Weile weiter über Hongkong erzählen, doch das wäre wohl nicht besonders spannend. Ich hoffe, dass trotzdem ein paar Leute diesen Artikel spannend fanden.
Ich werde auf jeden Fall versuchen auf meinem Rückflug ein bisschen mehr Zeit in Hongkong zu bekommen, damit ich vielleicht noch ein bisschen mehr von der Stadt sehen kann.
Christian
Hier sind die Bilder aus Hongkong: